Funktionales Wohnen

FuWo was?! Jaffe was?!

Als eine kleine Wohngemeinschaft von 6 Erwachsenen leben wir innerhalb des Hausprojekts GoMokry* eine etwas andere Art des Zusammenlebens, nämlich „funktionales Wohnen“.

Das Wort funktional klingt auf den ersten Eindruck sehr sachlich und lässt Distanz im Charakter einer Zweck WG vermuten. Damit hat Funktionales Wohnen allerdings wenig zu tun. Wir (er)leben es anders, dazu aber später mehr.

Erst einmal zur Erklärung was es mit dem Funktionalen Wohnen auf sich hat:

Wir teilen uns fünf Zimmer und eine große Wohnküche, wobei die Zimmer keinen Personen, sondern Funktionen zugeschrieben sind. So zu wohnen ist für uns ein Versuch, die klassischen Wohnformen zu hinterfragen und aufzubrechen. In Zeiten der extremen Wohnraumknappheit und steigenden Mieten in den Städten sehen wir funktionales Wohnen auch als sinnvolles Modell – gezwungenermassen quasi – lässt sich Raum so doch durchaus effektiver nutzen. Strukturelle Ungerechtigkeiten machen aber einen wesentlich grösseren Unterschied, also ob nun eine Wohngemeinschaft funktional oder klassisch wohnt: ruft euch nur mal die unendlich grossen Häuser und Wohnungen der Reichen in Erinnerung oder die zahlreichen strategischen Leerstände in der Stadt. Allerdings steht für uns das persönliche Experiment im Fokus, neben den politischen und ökonomischen Fragen, die damit zusammenhängen.

Der persönliche Raum von uns Einzelnen breitet sich über mehrere Zimmer aus, was ermöglicht für unterschiedliche Aktivitäten unterschiedliche Räume zu nutzen.

Das Herz der Wohnung ist unsere Wohnküche. Hier passiert das meiste Leben. Vom gemütlichen Frühstück übers regelmäßige Plenum aber auch einfach abhängen, sich austauschen, lesen oder Alltagsdinge organisieren findet hier statt.

An diese grenzen die 2 Schlafzimmer an. Alle haben ihr eigenes Bettchen und nach Bedarf Schrank, Kommode oder ein Regal mit den liebsten Utensilien. Dadurch entsteht eine Wohlfühlatmosphäre die aber eben nicht durch 4 Wände zu den Anderen abgegrenzt ist.

Das Ruhezimmer ist unser Rückzugsort. Ein gemütlicher Raum mit Bett, Schreibtisch und vielen Pflanzen, den wir bei Bedarf über eine kleine Tafel für Notizen an der Tür oder durch direkte Absprachen organisieren.

Das Musikzimmer, welches an einen Balkon angrenzt ist ein seperates Wohnzimmer mit Sofa und unterschiedlichen Musikinstrumenten, welches auch für Filmabende genutzt wird.

Im fünften Raum sind unser Büro und die Werkstatt. Hier befinden sich sowohl private als auch gemeinschaftlich genutzte Arbeitsbereiche, Werkzeuge und Materialien für handwerkliche Projekte.

Es gibt also keinen physischen Raum, der „meins“ ist. Wenn ich Raum für mich brauche, muss ich mir den aktiv schaffen. Das passiert indem ich mich zum Beispiel entscheide ins Ruhezimmer zu gehen und durch Kommunikation mit den Mitbewohnis darüber, dass ich mich gerade nicht unterhalten möchte, auch wenn wir im gleichen Raum sind. Das zu lernen und zu üben empfinden manche von uns als (natürlich oft auch herausfordernde) Bereicherung. 

Gleichzeitig wird es auch als bereichernd erlebt sich in fordernden Momenten nicht zwangsläufig ins Einzelzimmer zurück zu ziehen, sondern in Kontakt miteinander zu bleiben.

Das miteinander Leben bekommt durch die gemeinsam genutzten Räume einen gemeinschaftlichen und intensiven Charakter. Begegnungen und Austausch müssen nicht organisiert werden, sondern ergeben sich aus der Wohnform automatisch. Manchmal kommt es aber auch dazu dass alle ausgeflogen sind, was auch mal schön sein kann.

Unser FuWo-Projekt wurde ursprünglich als sogenannte „Jaffe“ in der Jaffestraße 12 vor mehr als 10 Jahren gegründet. Wobei sich die Bewohner*innen Konstellation in der Zeit immer wieder gewandelt hat. Mit dem Einzug in das Hausprojekt GoMokry* ist „die Jaffe“ in eine neue Phase gestartet.